Dr. med. R.I. Hassink ist Neuropädiater und Chefarzt im «Zentrum für Entwicklungsförderung und pädiatrische Neurorehabilitation (Z.E.N.) der Stiftung Wildermeth» in Biel. Am Z.E.N. betreuen er und sein Team multi-und interdisziplinär sowie multimodal vor allem Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit angeborenen und erworbenen Hirnschädigungen.

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Seit wann gibt es am «Zentrum für Entwicklungsförderung und pädiatrischer Neurorehabilitation (Z.E.N.)» eine Zusammenarbeit mit Osteopath*innen und wie sieht diese aus?

Seit mehr als 20 Jahren ist die Osteopathie im Rahmen der „Integrativen Medizin“ am Z.E.N. etabliert. Als Neuropädiater stelle ich zusammen mit den Physio- und Ergotherapeut*innen die Indikation zur begleitenden osteopathischen Behandlung bei Patienten mit zerebralen Bewegungsstörungen. Dies v. a. bei Schmerzen im Wirbelsäulenbereich, bei Blockaden und Verhärtungen in Gelenken, Muskeln und Bindegeweben, bei Haltungs- und Bewegungsasymmetrien sowie Muskeltonusstörungen.

Welche Wirkungen zeigen sich nach osteopathischen Behandlungen?

Unter dem zusätzlichen Einsatz von Osteopathie berichten die Patient*innen über eine Reduktion der Schmerzen und des Muskeltonus, über eine Verbesserung der Bewegungsumfänge der Gelenke sowie ein symmetrischeres und ökonomischeres Gangbild. Dabei ist oft bereits nach 2-3 osteopathischen Behandlungen die individuelle Situation des Patienten soweit verbessert, dass die Physio- / Ergotherapeut*in ihre aktiven Behandlungsansätze zum einen überhaupt, zum anderen oft viel effizienter weiterführen kann.

Empfehlen Sie die Osteopathie auch für Säuglinge und Kleinkinder?

Die Osteopathie ist ein fast unverzichtbarer Bestandteil der multimodalen Behandlung neugeborener Kinder mit Haltungs- bzw. Strukturasymmetrien wie z.B. Torticollis (Schiefhaltung des Halses) und Plagiocephalus (Asymmetrie der Kopfform), aber auch bei gastrointestinalen Symptomatiken, Schluckstörungen oder nicht adäquaten Schreiphasen ist sie hilfreich. Hier behandelt die Osteopathie meines Erachtens erfolgreich die Ursachen der Problematik und nicht nur die Symptome. Auch imponiert mir gerade in dieser Altersgruppe, wie der/die Osteopath*in durch seinen individuellen Zugang zum Körper die Selbstheilungskräfte der kleinen Patient*innen aktiviert und bahnt. Die Eltern sind zufrieden und die Entwicklung ihrer Kinder ist wieder in die richtige Richtung gelenkt.

Interprofessionalität ist eine Haltung für die Osteopathie: Als Verband vernetzen wir uns aktiv mit den Verbänden anderer Gesundheitsprofessionen. Unsere Mitglieder arbeiten professionsübergreifend und interdisziplinär. Diese Werte sind ebenfalls in unserem Leitbild festgehalten. Deshalb stellen wir regelmässig Profis des Gesundheitswesens vor, die aus ihrem Alltag und von ihrer Zusammenarbeit mit Osteopathinnen und Osteopathen erzählen.

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