Die Osteopathie basiert auf den Grundlagen der Schulmedizin und auf einem ganzheitlichen Menschenbild. Gemäss dem osteopathischen Prinzip “Find it, fix it, leave it alone” versucht die Osteopathie, bei jeder Behandlung die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren.

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Osteopath*innen stellen aufgrund einer Anamnese und einer klinischen Untersuchung eine osteopathische Diagnose und erarbeiten anschliessend einen personalisierten Behandlungsplan.  

So behandeln Osteopathinnen und Osteopathen 

Die Osteopathie hat ihre Wurzeln in der Schulmedizin und arbeitet nach einem personenzentrierten und ganzheitlichen Ansatz. Leitend ist dabei das bio-psycho-soziale Menschenbild, wonach Gesundheit geprägt ist durch biologische, soziale und psychische Faktoren. Dies bedeutet: Osteopath*innen konzentrieren sich in der Behandlung ihrer Patient*innen auf den Menschen und berücksichtigen dabei auch die persönlichen, beruflichen, sozialen und psychischen Lebensumstände.  

Während einer Behandlung versuchen Osteopath*innen herauszufinden, was die Beschwerden bei den Patient*innen auslöst und, wie diese behandelt und gelindert werden können. Dies setzt ein fundiertes Wissen der menschlichen Anatomie voraus. Wenn die Ursache nicht auf Anhieb gefunden werden kann (man spricht dann von funktionellen Beschwerden), so arbeitet sich der*die Osteopath*in mittels gezielter Fragen und einer differenzierten Anamnese vor.  

Ablauf einer osteopathischen Behandlung 

Osteopath*innen nehmen sich bei der Behandlung ihrer Patient*innen Zeit, um mehr über die persönlichen Umstände und den Lebensstil zu erfahren. Darauf basiert die fundierte Anamnese. Osteopath*innen können den Gesundheitszustand der Patient*innen beurteilen, eine Diagnose stellen, kompetent behandeln und beraten. Bei akuten Beschwerden sind nur wenige Sitzungen nötig. Bei chronischen Beschwerden kann die Osteopathie die Behandlungsfrequenz tief halten und dabei helfen, die Autonomie der Patient*innen aufrechtzuerhalten. Gegebenenfalls leiten Osteopath*innen die Patient*innen an eine andere kompetente Fachperson weiter (Interprofessionalität).  

Eine osteopathische Behandlung umfasst die folgenden Schritte:

  • das Zuhören, um den Lebensstil des*der Patient*in kennenzulernen und seine*ihre körperliche und emotionale Verfassung zu beurteilen,  
  • die klinische Untersuchung mit anschliessender Diagnosestellung,  
  • das Erklären des therapeutischen Ansatzes, das Einholen der Zustimmung und  
  • die eigentliche Behandlung. 


Sinnvoll bei Migräne, Rückenschmerzen, Schwindel oder bei chronischen Schmerzen  

Neugeborene nach der Geburt, Babys mit Einschlafproblemen, Schädelasymmetrien (Plagiocephalie) und Schmerzen beim Zahnen, Kinder im Wachstum, Jugendliche mit Kopfschmerzen, Skoliosen oder unterstützend bei kieferorthopädischen Behandlungen, Berufstätige mit Rückenschmerzen, Erschöpfungszuständen oder Migräne, werdende Mütter während der Schwangerschaft und als Unterstützung für die Geburtsvorbereitung, Frauen mit Geburtsverletzungen oder Stressinkontinenz und Senior*innen mit Arthrose oder chronischen Schmerzen – sie alle profitieren von der Ganzheitlichkeit und Sanftheit von osteopathischen Behandlungen. Insbesondere bei unklaren (funktionellen) Beschwerden eignet sich die Osteopathie durch ihr systematisches Vorgehen und das Verständnis der Zusammenhänge von Organen, Gelenken, Knochen, Muskeln und Bändern. 

Der lange Weg der Osteopathie von den USA in die Schweiz

Wurzeln in der Schulmedizin 

Die Osteopathie entsteht Ende des 19. Jahrhunderts in den USA, angeregt vom Arzt Andrew Taylor Still. 1864 erliegen vier Mitglieder seiner Familie einer Meningitis. Die Machtlosigkeit der Ärzte veranlasst Still dazu, die Funktionsweise des menschlichen Körpers zu hinterfragen. 1874 entwickelt er die Grundlagen der Osteopathie, basierend auf seiner umfassenden Kenntnis der menschlichen Anatomie und Physiologie. Er verlässt die Schulmedizin und widmet sich ganz seinem osteopathischen Ansatz («find it, fix it, leave it alone»). 1892 gründet er die erste Osteopathieschule der Welt, die American School of Osteopathy in Kirksville. In den USA sind Osteopathinnen und Osteopathen den Ärztinnen und Ärzten gleichgestellt, sie absolvieren ein akademisches Studium mit einen staatlich anerkannten Abschluss. Dr. John Martin Littlejohn, ein Schüler von Andrew Taylor Still, brachte die Osteopathie Anfang des 20. Jahrhunderts nach Europa. Littlejohn gründet in London die erste Osteopathieschule Europas. Hier entwickelte sich die Osteopathie als rein manuelle Form der Medizin weiter.  

Verbreitung in der Schweiz und Ausbildung auf Masterniveau 

Die eigentliche Verbreitung der Osteopathie in der Schweiz begann Ende der 1980-er Jahre, und es wird die Ecole Suisse d’Ostéopathie gegründet. 2006 wurden Osteopath*innen durch die Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) als in eigener fachlicher Verantwortung tätige Gesundheitsfachpersonen anerkannt. Die Akademisierung der Osteopathie etabliert sich zunehmend, auch in der Schweiz. 2014 wurde der erste Studiengang an der Fachhochschule in Fribourg ins Leben gerufen. Auf der Bachelorstufe erwerben die Studierenden die notwendigen theoretischen und praktischen Grundkompetenzen, um danach die klinische Osteopathieausbildung auf Masterniveau zu absolvieren.  

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