Interview zu den Qualitätszirkeln des Schweizerischen Osteopathie Verbands
Interview mit Karin Huber

Generelle Fragen
Was ist ein Qualitätszirkel (QZ)?
KH: Die Qualitätszirkel wurden für zwei besonders vulnerable Patientengruppen gegründet (Qualitätszirkel für Neugeborene und Kinder und Qualitätszirkel interne urogenitale und proktologische Behandlungen).
Die Idee dahinter ist, eine Qualitätssicherung durch die Richtlinien zu erreichen und sich auch stetig um eine Qualitätssteigerung zu bemühen. Der QZ soll ein Ort des Austausches und des voneinander Lernens sein. Ein sich unterstützen in dieser Qualitätssicherung und in der Qualität einen gemeinsamen Nenner finden.
Was ist, abgesehen von den Themen, besonders an den Qualitätszirkel des Schweizerischen Osteopathieverbands (FSO-SVO)?
KH: Unsere QZ müssen nicht speziell oder anders sein als andere QZ. Ich glaube aber zu wissen, dass wir schon als Verband mit unserer Qualitätssicherung über die Weiterbildungskontrolle eine ziemlich einzigartige Situation haben und so eine hohe Qualität nach aussen tragen können. Das gleiche war und ist die Idee mit den Qualitätszirkel für diese beiden vulnerablen Patientengruppen.
Welche sind die Ziele eines Qualitätszirkels?
KH: Das Hauptziel des QZ ist ganz klar die Qualitätssicherung und -förderung sowie der Austausch unter den Mitgliedern, welche sich in diesem qualitativen Bereich engagieren wollen. Weiter sind zu erwähnen: Das Vernetzen mit interdisziplinären medizinischen Fachbereichen und die Sichtbarkeit der Osteopathie auf diesem qualitativ hohen medizinischen und therapeutischen Niveau.
Wie wird die Weiterbildung in den Qualitätszirkeln kontrolliert?
KH: Die Weiterbildungskontrolle wird alle drei Jahre vom Kernteam des QZ durchgeführt. Somit wird diese erstmalig 2027 erfolgen.
Es werden 30 Stunden Weiterbildung im QZ-spezifischen Bereich gefordert, davon werden maximal 8 Stunden online anerkannt. Ob die Weiterbildung beim FSO-SVO absolviert oder von anderen Anbietern profitiert wird, ist nicht relevant. Solange die Weiterbildung den qualitativen Standards des FSO-SVO für alle Weiterbildungen entspricht.
Umsetzung in der Praxis
Wird eine spezifische didaktische Methode angewandt?
KH: Mir war der Begriff PDCA (plan, do, check, act) vorher nicht bekannt aber ja, ich würde sagen, dass die letzten drei Jahre von diesem Konzept geprägt sind. Wir haben etwas geplant, starten mit dem Umsetzen, und merken was wieder verändert werden muss.
Ein Beispiel sind die Frequently Asked Questions (FAQ), mit denen wir nach ca. einem Jahr QZ-Leben begannen, um Arbeitsabläufe für alle zu vereinfachen. Wir sind jetzt nach zwei Jahren FAQ bereits an der dritten Version…
Die Lunchbreaks haben wir vor drei Jahren gestartet. Auch da sind wir dabei, die Möglichkeiten immer weiter auszuloten: Sprachregionen verbinden oder QZ auch übergreifend in einen Zoom veranstalten. Wir bieten ebenfalls eine Ausschreibung auf Englisch an, um aus allen Teilen der Schweiz den Teilnehmern eine Teilnahme zu ermöglichen.
Im Bereich Qualitätssicherung sind wir gerade am Thema dran, wie wir die Qualität der Dozenten valide sicherstellen können. Gibt es da Richtlinien, die wir festhalten könnten oder die definiert werden müssen? Diese Frage war vor drei Jahren zum Beispiel noch kein Thema.
Welche Rolle spielen die Leitlinien, die der Verband 2023 verfasst hat?
KH: Auf die Leitlinien berufen wir uns immer wieder, wenn wir für die QZ im Kernteam eine Grundsatzdiskussion zu einem Thema führen und wir Gefahr laufen, uns zu verzetteln. Dann hilft es immer, die Leitlinien durchzulesen und sicherzustellen, ob unsere Diskussion in die richtige Richtung läuft.
Wie verteilen sich die Rollen in den Qualitätszirkel? (Moderator*in, Kernteam, Teilnehmer*innen)
KH: Das Kernteam trifft sich vier Mal im Jahr (dreimal Zoom und einmal vor Ort), um Projekte und Weiterbildungen zu planen, Fragen und Anfragen zu klären und um neue Mitglieder aufzunehmen.
Die Weiterbildungen zu QZ spezifischen Themen erfolgen immer in Zusammenarbeit mit der Weiterbildungskommission , sie werden vom Kernteam vorbereitet und Dozenten vorgeschlagen.
Genauso bei Lunchbreaks, die meist pro Jahr einem spezifischen Thema gewidmet sind und dieses aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. Letztes Jahr war es beim QZ Osteopathie für Neugeborene und Kinder die Plagiocephalie, dieses Jahr die Skoliose.
Ein Mitglied des Kernteams fungiert in den Lunchbreaks als Moderator*in, stellt die Referent*innen vor, begrüsst die Teilnehmer*innen und übernimmt die Fragerunde am Schluss des Referats.
Ich als Vorstandmitglied und in dieser Funktion Zuständige für beide QZ agiere als Kommunikationsstelle zwischen den beiden QZ und dem Sekretariat respektive dem Vorstand.
Teilnehmen an allen Weiterbildungen, sei es online oder vor Ort, dürfen alle Mitglieder des Schweizerischen Osteopathieverbands sowie alle anderen Osteopath*innen, die nicht Mitglied sind in unserem Verband. Manchmal organisieren wir im Sinne des interdisziplinären Austausches auch Weiterbildungen, die von anderen medizinischen Fachleuten besucht werden können. Wir können nicht genug häufig erwähnen, dass jeder und jede an den Weiterbildungen des QZ teilnehmen kann. Es gibt keine Selektion.
Die einzige Ausnahme bilden die Weiterbildungen des QZ Interne urogenitale und proktologische osteopathische Behandlungen, welche interne Techniken als Thema der Weiterbildung haben. Hier macht es einfach wenig Sinn, wenn jemand an dieser Weiterbildung teilnimmt und noch nie intern gearbeitet hat.
Welche Unterlagen bekommen die Teilnehmer*innen der Qualitätszirkel?
KH: Je nach Dozent*innen werden, wie an allen anderen Weiterbildungen des Schweizerischen Osteopathieverbands, Kursunterlagen vorab den Teilnehmer*innen per Mail versendet. Nach dem Kurs wird den Teilnehmer*innen eine Beurteilung über die Qualität des Kurses per QR-Code ermöglicht, dies gilt für alle Weiterbildungen des Schweizerischen Osteopathieverbands und somit auch für die QZ-Weiterbildungen, die vor Ort stattfinden.
Wie werden die Qualität der Referate und die Zufriedenheit der Teilnehmer evaluiert?
KH: Wie wir genau die Qualität der Referate und die Zufriedenheit der Teilnehmer bei den Lunchbreaks evaluieren können, das ist momentan auch Work in progress.
Die Lunchbreaks werden jeweils vom Sekretariat aufgezeichnet und gespeichert. Auch da ist momentan geplant, dass wir es schaffen, diese Lunchbreaks interessierten Therapeut*innen im Nachhinein als Link zur Verfügung stellen zu können.
Wie wird die Teilnahme kontrolliert?
KH: Die Teilnahme an den Weiterbildungen, erfolgt bei Weiterbildungen vor Ort durch eine vom Sekretariat definierte Person, welcher die Tagesverantwortung übernimmt und die Anwesenheit der Teilnehmer schriftlich bestätigt (vormittags und nachmittags). Bei den Lunchbreaks, die per Zoom angeboten werden, übernimmt jemand vom Sekretariat diese Kontrolle. Hier besteht die Pflicht, die Kamera während des ganzen Zooms eingeschaltet zu lassen, um die Anwesenheit über die ganze Stunde überprüfen zu können.
Mitgliedschaft in einem Qualitätszirkel
Was sind die Vorteile einer Mitgliedschaft?
KH: Der Vorteil einer Mitgliedschaft ist auf jeden Fall, Teil eines sehr spannenden und zukunftsgerichteten Projekts zu sein. In die Qualität zu investieren, wenn einem ein Thema am Herzen liegt, ist immer viel Wert und kann nur von Vorteil sein.
Der Austausch mit Gleichgesinnten ist bereichernd. Dies kann man sicher auch ausserhalb eines QZ tun, wir bieten hier einfach einen wunderbaren Rahmen dafür.
Zudem führt der Schweizerische Osteopathieverband eine Liste mit allen QZ-Mitgliedern und wenn Anfragen zu diesem Thema von anderen Organisationen kommen, wird das Sekretariat auf diese Liste verweisen.
Als Theapeutin die in diesem QZ-Bereich arbeitet, ist diese Liste hilfreich, wenn ich nach Therapeut*innen suche, welche ebenfalls im QZ sind. So kann ich Patient*innen, die in einer anderen Stadt eine*n Osteopath*in suchen, jemanden empfehlen. Hebammen oder Gynäkolog*innen finden so rasch Osteopath*innen, welche entweder interne Techniken anbieten oder häufig mit Kindern und Babys arbeiten.
Rückmeldungen zu den bereits durchgeführten QZ
KH: Die Feedbacks sind grundsätzlich gut und die Kurse werden gut besucht. Nach wie vor besteht jedoch auch immer wieder eine kritische Distanz und Angst, wenn die Qualitätssicherung mit einer Spezialisierung verwechselt wird. Die Grundidee der QZ ist Austausch und nicht Ausschluss. Wir wollen Wissen zusammenbringen, erweitern und danach verteilen und nicht Wissen sammeln und horten. Unsere Weiterbildungen sind (mit ganz wenigen Ausnahmen, wie oben erwähnt) offen für Alle. Sehr wichtig ist zu betonen, dass auch Nichtmitglieder der beiden Zirkel nach wie vor Kinder behandeln und auch interne Techniken anbieten dürfen, falls sie diese erlernt haben. Das Behandeln dieser beiden vulnerablen Patientengruppen bedingt nicht eine Mitgliedschaft im QZ. Wir freuen uns aber über jedes Mitglied, welches sich entschliesst kann, einem der beiden QZ beizutreten und im Sinne der Qualitätssicherung und -Steigerung sich einbringt und sein Wissen mit uns teilt.
Ein grosses Fazit für mich ist, dass wir neben der Qualitätssicherung im medizinischen und therapeutischen Fachbereich auch immer noch Luft nach oben haben in der Kommunikation. Je schneller wir Missverständnisse aus dem Weg räumen können oder gar nicht erst entstehen lassen, desto eher ziehen alle am gleichen Strang. Die Mehrsprachigkeit unseres Landes und somit unseres Verbandes hilft da nicht wirklich, aber wir bleiben dran!! Versprochen…
Karin Huber, Vorstandsmitglied des Verbandes, verantwortlich für Qualitätssicherung, Qualitätslabel und Qualitätszirkel
Osteopathin D.O., dipl. GDK
Seit 20 Jahren in eigener Praxis in Zürich tätig